Regionale Akteure benennen Möglichkeiten und konkrete Handlungsziele für ein grüneres Dreiländereck
Volles Haus beim 4. Akteurs-Workshop im Dreiländereck! Zahlreiche regionale Akteure aus Niederschlesien, Nordböhmen und der Oberlausitz waren gekommen, um sich zur Aufwertung der grünen Infrastruktur im Dreiländereck auszutauschen. Die Veranstaltung wurde von Sven Riedl von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt moderiert. Dr. Henriette John vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung stellte eingangs die Ziele und Inhalte des Projektes MaGICLandscapes und die Ergebnisse der in diesem Jahr durchgeführten Analyse des Vernetzungsgrades und der Ökosystemleistungen lokaler Grünelemente vor. Basierend auf den Ergebnissen der letzten drei Workshops in Zittau, Ostritz und Liberec eruierten die Teilnehmer*innen konkrete Möglichkeiten und Handlungsziele für die Verbesserung der grünen Infrastruktur für das Dreiländereck allgemein sowie für die Städte Zittau und Bogatynia im Speziellen.
Unmittelbares Dreiländereck
Das trinationale Radwegenetz im Bereich des Dreiländerpunktes könnte noch besser verbunden und durch begleitende Grünelemente wie Baumalleen aufgewertet werden. Generell sind die Wälder und Wiesen in der Dreiländerregion durch die lang anhaltende Trockenheit in einem bedenklichen Zustand, vor allem in den Höhenlagen. Hier bedarf es der Anlage von kleinen lokalen Wasserspeichern, wie Tümpel und Teiche, um das Wasser am Abfluss zu hindern. Zum Schutz vor (Blitz-)Hochwasser brauchen Flüsse wie Neiße und Mandau, mehr Retentionsraum, um die Siedlungen vor Überflutung zu schützen.
Bogatynia und Umgebung
Es wurden Ideen zur Revitalisierung und Neuanlage kleiner Parks und Gärten in der unmittelbaren Umgebung der Siedlungen geteilt. Derzeit werden im Rahmen einer Umweltbildungsmaßnahme gemeinsam mit den Kindern Bäume und Sträuche auf Kita-Grundstücken gepflanzt, um zu vermitteln, warum es Grün für eine höhere Luftqualität braucht. Auch die Anlage eines Wasserrückhaltebeckens und die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Küpper/Miedzianka und des Schladebaches/Ślad, stehen auf der Liste des Umweltamtes der Stadt. Zur Stärkung der Erholungsfunktion sollen mehr Radwege entstehen und mit den bestehenden tschechischen und deutschen Trassen verbunden werden. Diese Bauvorhaben sollten durch ein kommunales Grünraum- und Bepflanzungskonzept durch die Stadt Bogatynia begleitet werden.
Zittau und Umgebung
Wie wäre es, wenn die Lebensqualität der Zittauer Bürger*innen durch einen zweiten Grünen Ring noch weiter verbessert werden würde? Dieser Ring könnte teilweise aus wieder begrünten Brachflächen entlang von Bahnlinien oder ehemaligen Militärflächen bestehen. Er vernetzt beliebte Erholungsräume wie West- und Weinaupark, diverse Kleingartenanlagen, das Dreiländereck an der Neiße und das Gebiet um den Olbersdorfer See. Die Grünflächen des äußeren zweiten Rings vernetzen sich mit dem inneren grünen Ring zum Beispiel durch lineare Grünzüge, wie Heckenstreifen, Randbegrünungen, Alleen, auch entlang der Flüsse und Bäche im Stadtgebiet, z.B. Mandau, Eichgrabener Pfaffenbach, Hospitalmühlgraben oder Eckartsbach. Es wurde vorgeschlagen, den Goldbach in der Äußeren Oybiner Str. teilweise wieder freizulegen und so Aufenthaltsqualität am Wasser, der blauen Infrastruktur der Stadt, zu schaffen. Die Lebensqualität in heißen Sommern könnte zum Beispiel durch die Anlage einer innerstädtischen Badestelle an der Mandau zusätzlich erhöht werden.
Das ehemalige NVA-Kasernengelände am Villingenweg könnte durch seine Nähe zur Hochschule und den Studentenwohnheimen in einen lebendigen grünen Park inkl. Naschgarten mit hoher Aufenthalts- und Freizeitqualität für alle Zittauer*innen verwandelt werden. Die Erlebbarkeit der Leistungen und Vorzüge des städtischen Grüns und Blaus für die Menschen könnte im Rahmen von 'Urban Gardening'-Projekten (Amaliengarten) als Umweltbildungs- und Selbstaktivierungsorte in der Stadt unterstützt werden. Die Pflege der neu geschaffenen grünen Infrastruktur im öffentlichen Raum könne selbstorganisiert durch engagierte Bürger*innen in Kooperation mit der Stadtverwaltung erfolgen.
Die diskutierten Möglichkeiten und Handlungsziele für koordinierte Investitionen in Grüne Infrastruktur werden nun vom Projektteam in Kooperation mit den zuständigen Stellen weiter ausgefeilt, um darauf basierend eine Regionale Strategie und Aktionsplan für Grüne Infrastruktur zu erstellen. Es wird die erste Grünraumstrategie für das Dreiländereck sein, die lokale Bedarfe an Grünelementen mit einschließt und Möglichkeiten zur Finanzierung und/oder Integration in bereits geplante Entwicklungsvorhaben in der Stadt-, Regional- und Landschaftsentwicklung beinhaltet.
Kontakt und Info: Henriette John, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung
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