Warum ein Luchsprojekt?

Einst war der Eurasische Luchs in weiten Teilen Europas verbreitet. Durch die Eingriffe der Menschen in die Landschaft und die Jagd auf die Tiere schrumpften die Populationen jedoch stark oder starben gänzlich aus. Der Luchs galt lange Zeit als beliebte Jagdtrophäe und war als Konkurrent im Wald nicht erwünscht. In vielen Gegenden wurden die Luchse daher ganz gezielt getötet, bis sie in den 70er Jahren als geschützte Tierart eingestuft und in verschiedenen Gegenden wieder angesiedelt wurden. Dennoch sind die Bestände durch zergliederte Landschaften und illegale Tötung weiterhin bedroht.

Mit dem Verlust der Luchse geht jedoch auch ein finanzieller, kultureller und ethischer Verlust für die Gesellschaft einher. Verschiedene kleine und große Initiativen versuchen daher, den negativen Trend umzukehren. Dabei besteht die Herausforderung vor allem darin, das Monitoring, Schutzmaßnahmen und das Konfliktmanagement mit den verschiedenen Interessengruppen gemeinsam anzugehen und in einer gemeinsamen Strategie zu verankern. 3Lynx soll dies möglich machen.

Wieso drei Populationen?

Das Projekt konzentriert sich auf drei Regionen: die bayerisch-böhmisch-österreichische, die dinarische und die südostalpine Region. In allen drei Gebieten leben verhältnismäßig kleine und isolierte, wiederangesiedelte Luchspopulationen, die sich über mehrere Länder erstrecken. Die meisten dieser Länder setzen sich auf nationaler Ebene bereits intensiv für den Schutz der Luchse ein.

Im Projekt geht es aber nicht nur um das Monitoring und die Genetik oder den Umgang mit Gefährdungen für die Tiere sondern vor allem um die europäische Zusammenarbeit zu diesen Themen. Da sich Luchse auf ihren Streifzügen nicht an Ländergrenzen halten, müssen auch die Maßnahmen zu ihrem Schutz grenzübergreifend gestaltet  sein. Um die größte europäische Katzenart zu retten, braucht es eine Strategie, die von allen Ländern mit gemeinsamen Luchspopulationen getragen und umgesetzt wird.

Wie kooperieren die Partner?

Obwohl sich die rechtliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation in den Partnerländern unterscheidet, stehen alle vor den gleichen Herausforderungen. Durch gezieltes Konfliktmanagement mit den lokalen Interessengruppen sollen illegale Tötungen verhindert werden. Die wissenschaftlichen Daten müssen aktuell sein und das gesamte Verbreitungsgebiet einer Population abdecken. Darüber hinaus sollten die wichtigsten Akteure direkt in das Monitoring und die Schutzmaßnahmen eingebunden werden, um das Vertrauen und die Akzeptanz gegenüber dem Luchs zu stärken. Nicht zuletzt braucht es eine länderübergreifende Schutzstrategie, die ausgehend von den erhobenen Daten und auf allen politischen Ebenen umgesetzt  wird. Die aus elf Partnern bestehende Arbeitsgemeinschaft bündelt die nötigen Fähigkeiten und das Wissen, um diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

Was passiert ganz konkret?
 

Das Projekt verfolgt drei Ziele: gemeinsames Monitoring, Entwicklung einer Schutzstrategie auf Populationsebene und die Zusammenarbeit mit Interessengruppen (vor allem mit Jägern, Förstern und Grundeigentümern, deren Arbeit von der Anwesenheit der Tiere beeinflusst wird).

Die Entwicklung einer Schutzstrategie beginnt mit der Sammlung von Daten und einer Analyse der möglichen Gefährdungsursachen für die Luchse. Daraufhin wird ein Aktionsplan erstellt, der dann praxisnah und mit langfristiger Perspektive umgesetzt wird. Einheitliche Standards und Methoden beim Monitoring stellen schließlich den reibungslosen Austausch der Daten zwischen den Ländern und eine gemeinsame Auswertung sicher. Vor Ort stoßen die Partner zudem Diskussionen mit allen lokalen Interessengruppen an, um sie von Anfang in die Planungen und die Umsetzung der Strategie einzubinden. Zum Abschluss des Projekts unterzeichnen die beteiligten Länder die Strategie, so dass sie rechtsverbindlich wird und die Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen für den Eurasischen Luchs auch langfristig greifen.